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So wie ich werden sich viele umweltbewusste Menschen gefreut haben über die Überschrift im Südkurier am 17. Januar: „Bäume für die Konstanzer Straße“. Ist das ein Zeichen für langsames Umdenken in der Verwaltung, dass Radolfzell wieder Umwelthauptstadt werden will oder einfach ein Versuch die Notwendigkeit von ökologischem Grün in der Stadt umzusetzen? Bei den Naturschutztagen im Januar hat Ministerpräsident Kretschmann gesagt, dass bei ihm die beiden Hauptprioritäten „Wirtschaft“ und „Umwelt“ gleichrangig seien. Es wäre schön, wenn dieses Denken auch in Radolfzell Fuß fassen würde.


Ich sehe bisher, dass bei uns die Wirtschaftlichkeit dem Umweltgedanken weit überlegen ist. Drei Beispiele: Für die Ratoldus - Gemeinschaftsschule wurden statt der angekündigten „wenigen Bäume“ von 37 Bäumen 28 große Bäume gefällt! Für die Erweiterung der Gerhard-Thielke-Realschule wurden in dem anschließenden Feucht – Biotop viele Bäume gefällt. Es wären auch andere Planungen möglich gewesen, aber so war es einfacher, schneller und wirtschaftlicher. Bei der zukünftigen Wohnbebauung des Geländes der katholischen Kirche bei St. Meinrad müssen 31 große Bäume fallen. Hier kann die Stadt keinen Einfluss nehmen, aber sie hat nun fest geplant das anschließende Gelände teuer zu verkaufen, damit dort ein riesiges Ärztehaus gebaut werden kann. Das alles zusammen bringt für die geplagten Anwohner der Haselbrunnstraße mehr Verkehr, mehr Lärm, mehr Schmutz, mehr Abgase und Hitze, die durch die fehlenden Bäume nicht mehr verringert werden können. Man hätte aber auch als Ausgleich auf dem städtischen Gelände im Zusammenhang mit dem alten Friedhof ein ökologisch wertvolles Gebiet erstellen können, vielen wichtigen Kleinlebewesen wäre so der Lebensraum erhalten geblieben. Der Natur und damit den direkten Anwohnern und anderen Nachbarn hätte dies einen ganz hohen Gewinn gebracht – aber eben keinen wirtschaftlichen Gewinn für den Stadtsäckel.


Positiv war in letzter Zeit, dass man sich beispielsweise bemüht die zwei alten Kastanien beim Schützenareal zu erhalten, sowie die große Eiche im zukünftigen Neubaugebiet Nordstadt, die nach dem großen Sturm gerettet werden konnte. Es geht also doch in Richtung Erhaltung der Natur, vor allem der großen für unser Leben so wichtigen Bäume.
Es gibt schon einige Städte, die nachhaltig und modern handeln. Sie stellen die Bedürfnisse der Menschen nach Natur über den Profit. In diesen Bauplänen ist verbindlich vorgeschrieben, dass im neuen Vorgarten ein großer Baum gepflanzt werden muss. Diese Ausgabe tut den Bauherren am Ende der Bauzeit natürlich weh, aber sie wussten das ja von Anfang an und leben dann ganz schnell in einer besseren Umgebung. Wäre dieses Gedankengut für Radolfzell nicht auch wunderbar?


Bäume? – Ja, Bäume!